Ausstellung
STADT PARK HAUSEine Drive-In Kunstausstellung vom 27.+28.03.2021
Künstler
Die Künstler/innen
Young-Soo Chang | Nanja Gemmer | Nikola Hamacher
Paulina Hoffmann | Judith Kaminski | Stefanie Klingemann
Vera Lossau | Ulrich Möckel | Benjamin Nachtwey
Karla Paredes K. | Sven Piayda | Mira Sasse
Dirk Schlichting | Maximilian Siegenbruk
Petra Deta Weidemann
Havin Al-SindyTestimony of boundaries, 2019
Film 1: 08‘ 16“; Film 2: 14‘ 35“
Seen sind Ökosysteme, die in besonderer Wechselbeziehung zu ihrer Umwelt stehen. In der Videoarbeit von Havin Al-Sindy bildet der Algenwuchs eines umgekippten Gewässers die natürliche Grenze zwischen Wasserwelt und Umraum. Eine weibliche Person durchstreift die Wasseroberfläche, zeichnet Muster in sie hinein und deutet so auf diese Grenze hin, die als solche üblicherweise nicht erkannt wird. Der See wird zum Bild und die Figur, die eigentlich ein Fremdkörper ist, zu einem Teil dessen. Der Verweis auf Grenzöffnungen, -schließungen und
-verschiebungen sind die gedanklichen Hintergründe der Videoarbeit.
Anna Lena AntonGranatenküken, 2019
Jaana CasparyIsland, 2020
In der Videoarbeit „Island“ lässt sich die Künstlerin auf einer aufblasbaren Insel über einen Fluss treiben. Die Gebäude im Hintergrund und vor allem das stählerne Ständerwerk verraten die Kulisse: Die Wupper mit der weltberühmten Trasse der Schwebebahn. Jaana Casparys Werk ist eine Hommage an ihre Heimat Wuppertal und gleichzeitig ein Moment der Entschleunigung, in der sie die bekannteste Verkehrsführung der Stadt als Naherholungsgebiet nutzt und die wirtschaftliche Nutzung der Wupper zum Bleichen von Garnen oder als Antriebskraft für Turbinen vergessen lässt.
Young-Soo ChangOF NATURE AND MEN, 2015-2020
Judith KaminskiMissing Information (2.0), 2019
Auf den ersten Blick erscheinen die großflächigen Blumenmotive von Judith Kaminski wie Werbeplakate, deren Botschaften sich den Betrachtenden jedoch entziehen. Bei näherem Hinsehen entpuppen sich die Pflanzen als surreal, unvollständig und löchrig. Für ihre Arbeit „Missing Information“ bedient sich Judith Kaminski der Photogrammetrie. Eine 3D-Software versucht dabei die Blüten in ihrer Beschaffenheit, Form und Farbe zu erfassen. Anhand zahlreicher Fotos aus verschiedensten Perspektiven wird ein virtuelles 3D-Modell errechnet, welches - je nach Dateneinspeisung und Rechenleistung - eine mehr oder weniger genaue Rekonstruktion des aufgenommenen Objekts wiedergibt.
Stefanie KlingemannFLO(O)R, 2021
Vera LossauShelterbelt, 2010, Purification 2020, VG Bild 2021
Erinnernd an einen kleinen Berg oder Haufen von Wattwürmern erhebt sich die Arbeit „Purification“ von Vera Lossau. Gefertigt aus Kunststoffguss und Epoxidharz verbindet die Arbeit den Umraum mit den darunterliegenden Erdschichten. Im Parkhaus entsteht so an einer beliebig wirkenden Stelle ein Bruch mit der Betonarchitektur, deren Materialität sinnbildlich für Festigkeit, Belastbarkeit und Robustheit steht.
Ulrich MöckelKontur nach Rotbuche, 2019, VG Bild 2021
Petra Deta Weidemannprivat (1), privat (2), 2008, MDF; Freisitz, 2019, Beton und MDF, VG Bild 2021
Team
Das Team
Projektleitung: Katrin Lieske
Kurator: Roger Rohrbach
Technische Projektleitung: Henry Militzer
Aufbauleitung: Stefan Römling
Per Jaeger, Mehmet Saglam, Manuel Döhring, Dirk Parberg, Thorsten Hartung, Timo Thomas, Dennis Kazakis, Felix Harder, Armin Grimm, Lennart Hemmerich, Sven Winkelmann, Hasan Okyay, Michael Stoll, Benedikt Brünnig, Christine Rohwedel, Marina Werner, Helga Otto, Sibylle Strohwald.
Katrin LieskeProjektleitung
Für die Planungssicherheit, die wir durch die Befahrbarkeit der Ausstellung erlangen konnten, mussten wir dennoch ein kleines Pfand bezahlen. Eine Tiefgarage ist nun einmal kein Museum und eine Ausstellungsinfrastruktur ist nicht vorhanden. Wie also hängt man Gemälde auf, wenn man keine Nägel in die Wand schlagen kann? Wie beleuchtet man Installationen, wenn kein zugänglicher Strom anliegt? In der Planung der Ausstellung hat sich das Team mit vielen ungewöhnlichen Fragestellungen beschäftigt. Bisweilen wurde auch das ein oder andere Haar gerauft, bis Lösungen gefunden waren.
Umso wertvoller war die Zusammenarbeit mit Kurator Roger Rohrbach, dem ich guten Gewissens die künstlerischen Entscheidungen anvertrauen konnte. Durch ihn ist das Projekt STADT PARK HAUS von einem ambitionierten Großprojekt zu einer veritablen Ausstellung zeitgenössischer Kunst geworden, an der wunderbare Künstler*innen teilgenommen haben. Ein positives Resümee zogen auch viele der beinahe 600 Besucher*innen, die die Ausstellung in zwei Tagen besuchten sowie die Künstler*innen, die dieses Wagnis mit uns eingegangen sind.
Roger RohrbachKurator
So wirft die Ausstellung STADT PARK HAUS schon im Titel Fragestellungen und Diskurse auf, die jahrzehntealt sind und durch aktuelle Debatten, wie die des Klimaschutzes erweitert werden und durch die derzeitige Pandemie erneut in den Fokus rücken: Wie gestalten wir urbanen Raum? Oder ist der städtische Raum für Bewohner:innen in seiner Gestaltung überhaupt noch nutzbar?
In der Ausstellung setzten sich die Künstlerinnen und Künstler aus Nordrhein-Westfalen und Herne mit diesen Fragen auseinander.
In Zeiten von Home-Office und geschlossenen Innenstädten, Museen und Theatern, sowie städtischen Einrichtungen, die zunehmend digitaler werden und funktionieren, erfüllt die Zweckarchitektur des Parkhauses ihre eigentliche Nutzung nicht. Die Ausstellung bietet einen Beitrag zur Umnutzung städtischer Architektur, was weniger eine neue Idee, als eine längst überfällige Lösung darstellt und während der Pandemie durch ähnliche Beispiele, wie die Nutzung von Straßen als Fahrradweg oder das Umfunktionieren von Parkbuchten zu Café- und Verweilmöglichkeiten, umgesetzt wurde.
Aus kuratorischer Sicht ist das Parkhaus eine große Herausforderung, aber auch eine Möglichkeit neue Kontexte und Auseinandersetzungen mit der Architektur zu provozieren und somit die künstlerischen Arbeiten und Diskurse, fern von institutionellen Räumen, im öffentlichen Kontext und einer anderen Besucher:innengruppe zu platzieren. Dies ging in der Planung mit der Nutzung des Parkhauses, die beispielsweise von Anwohner:innen nach wie vor geschah, einher. Der Raum war also erst kurz vor Ausstellungsaufbau komplett frei von Autos. So war es in der kurzen Aufbauphase sehr intensiv und konzentriert mit den Künstler:innen die endgültige Ausrichtung der Werke zu finden. Die Zusammenarbeit mit den Künstler:innen, die das Parkhaus als Ausstellungsort sehr interessant empfanden, war für mich gerade vor Ort sehr wertvoll und inspirierend. Daneben war es für mich ein schöner Moment, dass einige Besucher:innen mit dem Fahrrad die Drive-in Ausstellung erkundeten.
Vielen Dank, an die Künstlerinnen und Künstler, die sich auf diesen neuen Raum mit einigen Hürden eingelassen haben!
Vielen Dank an die Mitarbeiter:innen der Stadt Herne, das Emschertal-Museum Herne und das Kulturbüro der Stadt Herne, die dieses Projekt trotz aktueller Umstände angegangen sind und so Künstler:innen, Techniker und Kulturschaffende unterstützt haben!
Vielen Dank an Katrin Lieske vom Emschertal-Museum Herne, die als Projektleiterin die Ausstellung vorantrieb, die ohne ihren Mut und ihre Energie niemals hätte, so stattfinden können. Vielen Dank!
STADT PARK HAUS27. und 28.3.2021 in der Tiefgarage am Kulturzentrum
Stadt Herne – Der Oberbürgermeister
Emschertal-Museum der Stadt Herne
Die Bildurheberrechte liegen bei den Künstler*innen bzw. bei der VG Bild-Kunst für die abgebildeten Werke von Vera Lossau, Ulrich Möckel, Dirk Schlichting und Petra Deta Weidemann.
Sound Atmo Recording von: "Abyss" © Sven Piayda, 2021
Animation "Missing Information": © Judith Kaminski
Foto, Video und Musik: © Young-Soo Chang, 2021
Online Präsentation:
Young-Soo Chang | herneMAG